Abbas Hilmi Pascha (Abbas II.) war von 1892 bis 1914 der dritte und letzte Khedive (Vizekönig) des Khedivats Ägypten. Das Land stand damals unter der Hegemonie des Vereinigten Königreichs. Die Khedive führten Ägypten als formeller Vasall des Osmanischen Reichs zu wirtschaftlicher Bedeutung. Als sein Vater plötzlich 1892 verstarb, musste Abbas II. seine Ausbildung in Wien abbrechen. Bereits am folgenden Tag wurde er von der osmanischen Regierung als Nachfolger seines Vaters anerkannt. Allerdings hatte er noch nicht sein 18. Lebensjahr erreicht, das nach dem ägyptischen Gesetz als Mindestalter für die Thronfolge vorgeschrieben war. Da die Briten ein Interregnum in Ägypten vermeiden wollten, ermöglichten sie Abbas sofortigen Regierungsantritt. Somit standen schon zu Beginn seiner Regentschaft seine politischen Möglichkeiten einerseits durch England und andererseits durch das Osmanische Reich in einem goldenen Käfig. Diese prunkvolle Medaille wurde wahrscheinlich als Inthronsiationsmedaille ausgegeben, die den noch jungen Herrscher im Avers unerschrocken in die Ferne blicken lässt und auf der Rückseite das wirtschaftliche Zentrum Ägyptens und des geopolitischen Handels zeigt, nämlich den Suez-Kanal, der bereits 1869 Ägypten zum Drehpunkt des globalen Außenhandels machte. Eine offizielle Nennung des Regierungsantritts Abbas II. dürfte wegen der rein rechtlichen Problematik der noch nicht erreichten Volljährigkeit in der Umschrift der Medaille ausgespart worden sein. Insgesamt betrachtet ist dieses Stück eine atemberaubende und sehr dekorative Medaille mit einem außergewöhnlichen Detaillreichtum der Motive, die uns in honiggoldener Tönung als Belegstück zur Geschichte Ägyptens erhalten geblieben ist.